3 августа 2016 г.

Kritik (Rochade Europe): "The Exchange Sacrifice-A Practical Guide"



Je mehr neue Bücher erscheinen, desto mehr  Kritik findet man auch.
Der größte Teil ist positiv, es gibt aber auch die alles kurz und klein schlägt :)

Wegen der Objektivität präsentiere ich alle im Blog.

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Hier ist neue Kritik an unserem letzten Buch (erschien in Rochade Europe).

"The Exchange Sacrifice-A Practical Guide"

"Als Anfänger lernen wir, dass ein Turm 5 Bauern wert ist und Läufer oder Springer 3. Dies ist ein einfaches System, das uns Sicherheit gibt, aber mit voranschreitender Spielstärke merken wir, dass es eben nicht so einfach ist. So ist der Turm zum Beispiel in geschlosseneren Stellungen ohne offene Linien oft nicht mehr so mobil und kann leicht von einem Springer oder Läufer neutralisiert werden. Dies muss man erst einmal richtig einzuschätzen wissen.

Am schwierigsten ist es jedoch, einen Turm gegen eine Leichtfigur zu opfern. Selbst in geschlossenen Stellungen scheut man intuitiv davor zurück, da dies doch einen Materialverlust bedeutet. Um diese psychologische Hürde zu senken oder ganz auszuhebeln, benötigt man genug Wissen über Stellungen, in denen Leichtfiguren Türme neutralisieren oder gar ganz ausstechen können.














Hier kommt das Buch "The Exchange Sacrifice- A Practical Guide" aus dem Russell Enterprises Verlag ins Spiel. In diesem zeigt Großmeister Sergey Kasparov knapp 200 Beispiele zu diesem Themengebiet.

Dabei geht es nicht nur um Angriffstellungen, in denen das schematische Qualitätsopfer die Königsfestung dermaßen lockert, dass man fast forciert gewinnt. Manchmal opfert man diese auch, um die Initiative an sich zu reißen und manchmal für das nackte Überleben in der Verteidigung.
Als erweiterte Einleitung gibt es dabei Qualitätsopfer aus dem Schaffen zweier Schachgrößen.

Die Erste wird wohl jeder erfahrene Schachspieler erraten können. Tigran Petrosian hat einige grandiose Opfer dieser Art gebracht und damit einerseits angegriffen, aber vor allem auch verteidigt. 













Anatoly Karpow kam mir bei diesem Thema weniger in den Sinn, wohl zu Unrecht. Allerdings werden von beiden Koryphäen des Schach auch Partien präsentiert, wo gegen sie geopfert wurde.














Danach werden Qualitätsopfer nach 10 Themen geordnet präsentiert. Dabei geht es um Angriffs- wie auch Verteidigungsopfer. Sehr interessant fand ich einerseits das psychologische Qualitätsopfer, um in schlechterer Stellung Gegenspiel zu erzeugen beziehungsweise den Gegner abzulenken, aber auch das positionelle Qualitätsopfer, mit dem die gegnerische Bauernstruktur entwertet wird, nicht nur die am gegnerischen König.

Spannend wird es vor allem, wenn man nicht einmal einen Bauern dafür bekommt, aber durch die vielen Beispiele zeigt der Autor klar auf, welche Mechanismen greifen müssen, damit es funktioniert.
Sehr gut finde ich auch, dass er keineswegs die rosarote Brille aufsetzt. Oft genug werden auch Qualitäten geopfert, ohne dass dies durchschlägt oder gar ausgleicht. Man soll als Leser nicht glauben, dass jede Möglichkeit zu solch einem Opfer auch gut ist.

Die Beispiele sind sehr gut gewählt. Teils kennt man sie schon, aber es gibt es auch viel neues Material, unter anderem aus dem Schaffen des Autoren selbst. Auch hier erscheint er recht objektiv und nimmt kein Blatt vor den Mund. Überhaupt ist der Sprachstil gewohnt locker und unterhaltsam, wie man es aus seinen anderen Werken kennt. Bezeichnend ist die Passage, in der er jungen Schachspielern, die von Tigran Petrosian noch nie etwas gehört haben, bittet, doch einfach mal bei Wikipedia nachzuschauen.

So habe ich auch schon einigen Schülern etwas Wissen zur Schachgeschichte vermitteln können.
Insgesamt ist dies ein Buch mit tollen Beispielen. Für mich war auch sehr positiv, dass die Partien vollständig abgedruckt wurden, auch wenn die Kommentare natürlich erst beim Opfer selbst einsetzen.

Wer wirklich das Mittel des Qualitätsopfers studieren möchte, ist hier gut beraten."

IM Dirk Schuh

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